27 Oktober 2023

Im Wald: Zu Gast im Raum der Wildtiere

Bild von Jaeger

In heimischen Wäldern ist im September und Oktober Jagdzeit. Quartierplus hat beim Berner Biologen und Jäger Peter Schlup nachgefragt, was seine Arbeit im Wald beinhaltet und welche Herausforderungen insbesondere die Jagd in dicht besiedelten Gebieten mit sich bringt. 

In der Schweiz gibt es gemäss eidgenössischer Jagdstatistik 30'000 aktive Jäger, davon 1'500 Frauen. Die 2-jährige Ausbildung ist vielseitig und anspruchsvoll und umfasst Kenntnisse über Wild und Natur, Hege und Pflege von Naturräumen und Hecken, Neophytenbekämpfung, Unterhalt des Verbissschutzes im Wald, Rehkitzrettung, Schiesstraining und Waffenhandhabung. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einer ganztägigen theoretischen Prüfung und einem praktischen Schiesstest. 

Täglich bin ich im Wald unterwegs, Jäger:innen treffe ich jedoch nur im Herbst an. Sehe ich euch einfach nie oder seid ihr ausserhalb der Jagdzeit gar nicht so oft im Wald unterwegs? 

Schlup: Das liegt daran, dass wir zu unterschiedlichen Zeiten oder an unterschiedlichen Orten unterwegs sind. Denn tatsächlich sind verantwortungsvolle Jäger:innen das ganze Jahr im Wald unterwegs und setzen sich auch ausserhalb der Jagdzeit für die Natur oder das Jagdwesen ein. Das kann das Retten von Rehkitzen, das Pflanzen von Hecken oder das Schützen von Neupflanzungen sein. Bei dieser Arbeit sind wir aber eher als Wildhüter oder Forstwirt zu erkennen.

Wie unterscheidet sich die Arbeit in den Stadtwäldern von der Arbeit in entlegenen Berg-Gebieten? 

Schlup: In einem Stadtwald gibt es die gleichen Aufgaben wie in jedem Wald. Der grosse Unterschied zu abgelegenen Gebieten ist, dass in Stadtwäldern mehr Menschen unterwegs sind. Für Jäger:innen bedeutet dies mehr Vorsicht und mehr Rücksicht. Die Hochsitze sind so positioniert, dass eine sichere Schussabgabe mit Kugelfang möglich ist und keine Menschen gefährdet werden. 
In stadtnahen Wäldern treffe ich häufiger auf skeptische Spaziergänger oder Hundehalter und werde angesprochen. Gerade in stadtnahen Wäldern sind die Menschen teilweise sehr skeptisch und wir stossen auf viel Unverständnis. Gerne erkläre ich diesen Menschen bei Interesse, wie, wann, wo und warum wir jagen. 

Welche Herausforderungen sehen Sie für das Wild in der intensiveren Nutzung des Waldes durch Menschen? Ich denke an die E-Bikes, Joggenden, Hunde, Campieren, Feiern mit Lärm?

Schlup: Das sehe ich als grosses Problem für die Wildtiere. Die Natur verkommt immer mehr zum Spielplatz für Menschen. Es ist leider oft haarsträubend, wie sich machen Personen im Wald verhalten. Eigentlich sind wir Gast im Lebensraum der Wildtiere und sollten dies auch respektieren. 

Worauf sollten wir achten, wenn wir respektvoll im Wald unterwegs sein möchten? Insbesondere während der Jagdzeit?

Schlup: Es ist relativ einfach: Bleiben Sie auf den Wegen und halten Sie die Hunde immer unter Kontrolle. Querwaldein mit Bike oder Hund ist für die Wildtiere eine massiv grössere Störung, als wenn wir auf den Wegen bleiben. Auch wenn Hundehalter:innen das nicht gerne hören: ich bin für eine Leinenpflicht von April bis Juni im Wald und am Waldrand. Denn dann ist die Zeit der Jungenaufzucht, in welcher die Muttertiere wenig Störung und die Jungtiere Schutz brauchen. 

Grundsätzlich steht der Wald allen Menschen zur Verfügung. Gegenseitige Rücksichtnahme ist sicher wichtig, aber die Verantwortung für die Sicherheit liegt bei den Jäger:innen. Hauptjagdzeit im Berner Mittelland ist die Rehjagd. Sie dauert vom 1. September bis 15. November. Jagdtage sind nur Montag, Mittwoch und Samstag. Im Berner Bremgartenwald zusätzlich Donnerstag. Somit sind ideale Tage für Spaziergänger die «Nicht-Jagdtage».

Hat sich die Wildpopulation bei uns im Flachland in den letzten Jahren verändert?

Schlup: Der Druck auf die Wildtiere hat durch vermehrte Aktivitäten von Menschen im Wald zugenommen. Zudem ist der Luchs wieder präsenter, was einen Einfluss auf die Populationsgrösse und auf das Verhalten der Rehe hat. Sie sind vorsichtiger und scheuer geworden.

Zum Schluss: Was war bis anhin Ihr prägendstes Erlebnis als Jäger?

Schlup: Da gäbe es viele schöne Momente. Aber zwei Erlebnisse waren sicherlich prägend für mich: Meine erste Gämse, die ich in Begleitung meiner Tochter und zwei Jagdkolleg:innen erlegt habe. Das zweite unvergessliche Erlebnis war auch auf der Gämsjagd, als wir einen Luchs aus der Nähe beobachten konnten.

Nun kommen ein paar Tipps zum Wohlbefinden und gegen den November-Blues

Viele kennen die leise Wehmut, die einem mit dem Ende des Sommers beschleicht. Dicker Nebel, Regen und die kurzen dunklen Tage können uns aufs Gemüt schlagen. Wir finden, dass etwas Melancholie durchaus sein darf, wir haben jedoch auch Ideen gegen allzu viel Blues. 

  • Stille horchen: Wann haben Sie sich das letzte Mal ganz bewusst auf einen Baumstamm gesetzt und nur den Waldgeräuschen zugehört?
  • Sonnenaufgang erhaschen: Wer es gerne sportlich mag, läuft um 4 Uhr auf seinen Lieblingsberg, um den Sonnenaufgang zu geniessen. Das Frühstück auf dem Berg schmeckt nach dieser Wanderung noch viel besser. 
  • Morgennebel erleben: Frühmorgens entlang der Aare zb zwischen Bern und Biel wandern.
  • Essen und Feuer: Ein Fondue auf einer Feuerstelle im Wald zubereiten. Wahlweise kann es auch ein Schlangenbrot und eine Wurst sein.
  • Vergängliche Kunst: Aus Blättern, Ästen, Wurzeln und Steinen ein natürliches Mobilé basteln. Der Form, Grösse und Beschaffenheit sind keine Grenzen gesetzt.

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