30 Januar 2024

Wenn Hund Rex nicht mehr Platz machen muss

Quartierplus Hund

Positive Leadership ist der Management-Leitsatz in innovativen Betrieben. Warum glauben wir immer noch, bei der Hundeerziehung mit alten Bestrafungs-Theorien richtig zu liegen? Wie Sie Ihren Umgang mit Ihrem Hund mit einem bedürfnis- und bindungsorientierten Ansatz bedeutend verändern. 

Bindungs- und bedürfnisorientiert mit Hunden (oder auch anderen Tieren) zu arbeiten heisst, dass die Beziehung und das gegenseitige Vertrauen vor Gehorsam kommen. «Hunde brauchen doch Grenzen!», rufen Sie vielleicht jetzt aus. Ja, Grenzen sind notwendig, sowohl in Bezug auf andere Menschen als auch auf unsere Hunde. Die Frage ist jedoch, wie wir dahin kommen. Und im Grunde genommen gibt es dazu nur eine einzige Antwort: Liebe. 

Freundschaft anstelle von Unterordnung 

Die Alpha- und Dominanztheorie über Hunde ist wissenschaftlich seit vielen Jahren widerlegt, und dennoch werden wir immer noch in Hundeschulen gelehrt, unsere Dominanz und Alphaposition gegenüber dem Hund zu beweisen, indem wir ihm das Essen wegnehmen, ihn auf den Rücken werfen und anschreien. Was aber wäre nach heutigem wissenschaftlichem Stand eine faire Art, einen Hund zu trainieren? Achtsame Führung und Bindung können uns eine Antwort geben.

Wie sieht Ihr Umgang mit Ihrem Hund aus? Diese 5 Fragen helfen Ihnen, die Bindung zu Ihrem Hund zu testen: 

  • Wenn ich ein Hund wäre, würde ich gerne mit einem Menschen wie mir leben?
  • Würde ich gerne Zeit mit diesem Menschen verbringen?
  • Würde ich mich wohl und sicher fühlen in seiner Nähe?
  • Würde mir dieser Mensch bei einer Gefahr beistehen, mich schützen und unterstützen?
  • Könnte ich mir sicher sein, dass dieser Mensch mir nicht wehtut?

Können Sie alle Fragen mit «Ja» beantworten? Dann haben Sie den ersten Schritt in Richtung bindungsorientierter Umgang mit Ihrem Hund getan. 

Unterstützen anstelle von Strafen

In einem strafbasierten Ansatz geht man davon aus, dass das Verhalten des Hundes verändert und korrigiert werden muss. Nicht selten sind die Methoden grob und basieren auf schmerzhaften Reizen und Angst. Am Ende des Tages sind alle unglücklich und das Verhalten des Hundes verschlimmert sich in der Regel sogar. Wie wäre es nun aber, wenn wir nicht den «Fehler» des Hundes im Fokus haben und stattdessen Lernmöglichkeiten schaffen, in denen unser Hund alles richtig machen kann, seine guten Entscheidungen gelobt werden und wir uns einfach nur über unseren Begleiter freuen? 

  • Ich führe meinen Hund verantwortungsbewusst und freundlich und sorge dafür, dass seine Freiheiten entsprechend seines Könnens sind. Ich lasse ihn «Fehler» gar nicht erst machen und gebe ihm Gelegenheit, vieles richtig zu machen.
  • Ich trainiere fair, freundlich und positiv und zeige so meinem Hund, welches Verhalten ich mir wünsche. 
  • Ich interessiere mich für die Persönlichkeit meines Hundes und kümmere mich darum zu verstehen, weshalb sich mein Hund verhält, wie er sich verhält. Wie könnte ich ihn unterstützen?
  • Ich bin für meinen Hund ein guter Freund/eine gute Freundin und freue mich daran, mit ihm Zeit zu verbringen.
  • Ich verstehe die sensible Körpersprache meines Hundes und kann seine Zeichen deuten.

Persönlichkeitsarbeit des Menschen anstelle von Drill für den Hund

Mit Hunden bindungs- und bedürfnisorientiert zu arbeiten heisst, den Hund in seinem Wesen zu verstehen, ihm ein zuverlässiger Bindungspartner zu sein und seine Bedürfnisse zu kennen. Nur wenn wir Wissen über Ausdrucksverhalten, Körpersprache, Emotionen, Konfliktlösungsstrategien sowie Kommunikation unter Hunden haben, können wir einschätzen, wann unsere Hunde Unterstützung und Führung brauchen. Diese «Hundesprache» lässt sich lernen. Und das Lernen ist bei weitem nicht so anspruchsvoll wie Chinesisch oder Isländisch.

Hunde spiegeln uns und unser Tun in ihrem Verhalten. Sie sind Meister im Lesen unserer Körpersprache und sie nehmen uns kein aufgesetztes Verhalten ab. Es braucht von uns also schon etwas mehr, als dass wir nur laut «Sitz!», «Platz!», «Fuss!» durch den Wald schreien. Die Arbeit an unserer eigenen Souveränität und Gelassenheit wirkt sich zudem nicht nur auf das Zusammenleben mit unseren Hunden aus, sondern erweitert auch den Blick auf unsere eigenen Stärken und Schwächen.

Buchtipp zum Thema:

Mensch, Hund! Das wegweisende Buch für Menschen, die Hunde halten und trainieren.
Vera Bürgi, Maja Stroch, Steve Lautz
Hogrefe Verlag

Über die Autorin

Nelly Botta ist Hundetrainerin und Verhaltensberaterin. Sie ist Mutter von zwei jugendlichen Söhnen und hat selbst zwei Hunde. Nelly Botta, Beratung, Training und Coaching für Menschen und Hund. 

www.hundzikers.ch

Bleiben Sie mit uns verbunden

Lernen Sie uns kennen. Testen Sie die Plattform. Sie profitieren vom kompletten Zugang zu allen Blogbeiträgen, Veranstaltungen und Angeboten, die auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt sind.

Gratis registrieren

Newsletter. Bleiben Sie mit uns verbunden.