8 Januar 2024

Technologie im Dienst der Gesundheit

IT Bild

Immer mehr neue tragbare technische Hilfsmittel stehen den Menschen zur Verfügung. Bald messen sie unseren Blutzucker ohne Pieks. Wie können Wearable Devices unsere Fitness und Gesundheit stärken? Und wer benötigt welche Smartwatches, Fitness-Tracker und Apps? Ein Gerontologe ordnet ein.

«Das Internet zum Anziehen» sei da, schrieb die Engadiner Zeitung 2013 enthusiastisch über die Smartwatches jener Zeit. Die Armbanduhren konnten nicht nur die Zeit, sondern auch E-Mails zeigen. In den 500 Jahren davor hatte die Armbanduhr nur einen Zweck gehabt: die Zeit anzuzeigen. Heute, wiederum zehn Jahre später, sind Wearable Devices, also tragbare Geräte, zum Gegenstand für fast alle Lebenslagen avanciert. Sie zählen Schritte und messen den Schlaf. Sie vibrieren, wenn der Blutdruck in ungesunde Höhen steigt, alarmieren bei einem Sturz eigenständig den Notruf. 

Ohne Smartphone abgehängt

Wären die technischen Helferlein also nicht die idealen Begleiter für ältere Menschen? Eine schweizweite Studie zeigte 2020 allerdings, dass nur 8 % der über 65-jährigen ein Fitnessarmband und 3% eine Smartwatch besassen. «Seither ist die Nutzung nicht wesentlich angestiegen», sagt Studienleiter Dr. Alexander Seifert von der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Gerade ältere Menschen fragen sich, was ihnen eine Smartwatch bringen würde». Über die Gesundheit oder das absolvierte Fitnessprogramm kann schliesslich auch ein normales Tagebuch geführt werden. «Wichtiger als Smartwatches sind für ältere Generationen der Zugang zum Internet und die Nutzung von Smartphones», erklärt der Gerontologe. Die Corona-Pandemie hatte die Bedeutung des Mobiltelefons vor Augen geführt. Ohne war die Anmeldung zur Covid-Impfung fast unmöglich. Aber auch das Zahlen der Rechnung oder der Kauf eines SBB-Billetts sei ohne Internet kaum mehr möglich, ergänzt Seifert.

Blutzuckermessung ohne Pieks

Aber nicht nur im Alltag spielen Internet, Daten und Wearable Devices eine Rolle. Auch die Medizin setzt auf sie: Armbänder, die die Herzfrequenz des Trägers direkt an die Hausärztin senden. Oder Smartphone-Apps, die mit einer Fotografie den Kaloriengehalt der Mahlzeit bestimmen. Einen neuen Ansatz zur Blutzuckermessung ohne Nadel bei Diabetes-Patienten verfolgt eine Forschungsgruppe aus der Schweiz. Auch sie nutzt die Smartwatch. In einer Pilotstudie sammelte die Uhr Daten zur Herzfrequenz, Körperbewegung und Hautleitfähigkeit von Diabetes-Patienten. Die Forschenden verglichen die Daten mit den effektiv gemessenen Blutzuckerwerten. Es zeigte sich: Eine Smartwatch kann eine Unterzuckerung feststellen, ganz ohne Pieks. In naher Zukunft wird wohl der kleine Assistent am Handgelenk den Blutzucker überwachen.

Modern, aber benutzerfreundlich

Umso wichtiger ist es, dass Seniorinnen und Senioren bei der Digitalisierung nicht abgehängt werden. Wie müssten Smartphones und -watches für sie idealerweise beschaffen sein? «So einfach wie möglich», sagt Alters-Forscher Alexander Seifert, «aber auch reifere Menschen wünschen sich das schönste und neueste Hady.» Ein Seniorenhandy sollte also nicht offensichtlich als solches erkennbar sein, sondern schick aussehen. Viele Personen sorgten sich zudem auch um ihre Daten, gibt Seifert zu bedenken. «Sie möchten wissen, was mit den GPS-Daten aus dem Handy passiert, und wer diese sieht. Hier gilt es, mehr Transparenz zu schaffen.» Und gerade die Generation, die noch analog aufwuchs, möchte wissen, wer sie beim Erlernen der neuen Techniken unterstützen kann. «Für die Nutzung von Smartwatches fehlen vielleicht auch noch Vorbilder, Menschen, die die Nutzung vorleben», schliesst Experte Alexander Seifert.

Smartwatch, Tracker oder App?

Zurzeit besitzen weltweit drei von 100 Menschen eine smarte Uhr. Analysten erwarten eine Zunahme an Verkäufen. Wer mit dem Gedanken spielt, sich selbst ein solches Gadget anzuschaffen, hat die Qual der Wahl. Der Markt für smarte, tragbare Geräte ist riesig. Fitnesstracker verfügen über Sensoren, die Vitalfunktionen wie Blutdruck oder Herzfrequenz messen. Sie haben aber keine Telefonie- oder E-Mail-Funktion. Eine Notfalluhr verbindet sich per Knopfdruck telefonisch mit einer Notrufzentrale. Smartwatches wiederum sind kleine Smartphones für das Handgelenk. Sie können über gewisse Tracker-Funktionen verfügen, sind aber in der Regel nicht mit Sensoren ausgestattet. Wobei es zwischenzeitlich immer mehr hybride Modelle gibt. Auch Apps auf dem Smartphone können die Gesundheit fördern, indem sie Schritte zählen oder an die Medikamenteneinnahme erinnern. 

Mensch bleibt Mensch, auch mit Technik

Wofür man sich entscheidet, hängt von den Bedürfnissen, den Vorlieben und dem Budget ab. Die günstigsten Fitness-Tracker und Smartwatches sind ab ca. 50 Franken erhältlich, die teuersten kosten um die 1000 Franken. Notfalluhren und -knöpfe wiederum sind mit einem kostenpflichtigen Dienstleistungsabonnement verbunden. Es gilt zu bedenken: Die tragbaren Geräte bleiben ein Hilfsmittel. Ihre Technik kann versagen, Batterien und Akkus können leerlaufen. In einer Welt voller Innovationen bieten Wearable Devices jedoch eine vielversprechende Perspektive für ein aktives und gesundes Leben.
Autorin: Tanya Karrer. Bildquelle: Freepik

Dr. Alexander Seifert

ist Soziologe und Sozialarbeiter. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz, wo er zur Soziologie des Alterns forscht. Im Projekt mHealth50+ erhob er die Nutzungshäufigkeit von Fitnessarmbändern, Smartwatches und Gesundheits-Apps bei Personen über 50. Er untersucht, wie ältere Menschen das Internet und entsprechende Geräte anwenden und wo es noch Unterstützungspotential dazu gibt.

Gerontologie

Gerontologie ist die Wissenschaft des Alterns. Gerontolog:innen verfügen meist über eine Ausbildung in der Pflege, Betreuung oder im sozialen Bereich. Sie befassen sich mit den gesundheitlichen, körperlichen, psychischen, historischen, kulturellen oder sozialen Gesichtspunkten des Alterns. 

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