11 Januar 2023

Der Bielersee und seine Weine

Geselliges Beisammensein mit Wein und Freunden

Autorin: Doris Schöni

Ein päpstliches Schreiben von 866 n. Chr. belegt, dass am Bielersee seit über 1000 Jahren Wein angebaut wird. Nachdem im Mittelalter vor allem Abteien und Klostergemeinschaften Weingüter unterhielten, übernahmen nach der Reformation Patrizierfamilien aus Bern das Zepter. Sie alle erkannten die Vorzüge der einzigartigen Lage und des milden Klimas, das sogar wärmeliebende Orchideen und Flaumeichen gedeihen lässt.

Die geistlichen Herren und die Berner Patrizier sind Geschichte, die kleinen Winzerdörfer aber haben sich ihren Charme und ihre Traditionen bewahrt.

Günstige klimatische Bedingungen

Der trockene, steinige Hang bietet für die Reben ausgezeichnete Bedingungen. Die Böden sind ideal, sowohl am grösstenteils durch Kalk geprägten Jurasüdfuss als auch in der Gegend um Erlach und auf der St. Petersinsel, wo Molasse vorherrscht. Die Reben profitieren von der Südostausrichtung des Hanges, vom Wärmespeichereffekt des Sees und von den mikroklimatischen Vorzügen der Terrassierung.

Familienbetriebe und ihre edlen Tropfen

Praktisch alle Weingüter des Bielersees sind Familienbetriebe. Die Winzerfamilien erzeugen ihren Wein von A bis Z in Handarbeit. Sie wissen um die Eigenheiten und Launen jedes einzelnen Rebstocks. Mittels Ertragsbeschränkungen, die – ganz besonders bei den Spezialitäten – weit über die nationalen Vorgaben hinausgehen, erhöhen sie die Qualität ihrer Weine.

Bei einer typischen Betriebsgrösse von drei Hektar werden die meisten Weine direkt ab Keller verkauft. Deshalb werden die Weine des Bielersees ein Nischenprodukt bleiben; allerdings ein hochwertiges.
Die Weine sind nicht nur regional äusserst beliebt und schnell ausverkauft, sondern holen sich Jahr für Jahr nationale und internationale Auszeichnungen. Bielersee-Weine können sich mit den besten der Welt messen.

Gemeinsamkeiten der Weine

Trotz der grossen Vielfalt ist doch allen Weinen der Seeregion gemein, dass Typisches im Vordergrund steht: Die Weine werden mehrheitlich sortenrein gekeltert, Assemblagen bilden die Ausnahme. Die schonende Behandlung bei der Lese, beim
Keltern und im Ausbau lässt frische, fruchtbetonte Weine entstehen. Sie bestechen durch Klarheit, Charakter, Eleganz – und sind sehr bekömmlich. 

Weisswein-Region Bielersee

Der Bielersee ist traditionell eine Weisswein-Region. Der typische Kalkboden ist ideal für Chasselas und die Burgundersorten Chardonnay sowie für die Pinot-Familie (Pinot Noir, Gris und Blanc). Auch Gewürztraminer und Sauvignon Blanc finden hier optimale Bedingungen, um zu reifen. Bei den roten Sorten etablieren sich neben dem klassischen Pinot Noir zunehmend auch Malbec, Diolinoir oder St. Laurent.
 
Viele Winzerfamilien am Bielersee sind Neuem gegenüber aufgeschlossen. Einige ihrer Versuche haben sich inzwischen als köstliche Spezialitäten und Raritäten etabliert. Besondere Spezialitäten sind beispielsweise Gewürztraminer, Sylvaner, Freisamer, Gamaret, Malbec oder Pinot Blanc.
 
Die klassischen Sorten Chasselas und Pinot Noir sind immer noch die Bannerträger der Bielersee-Region. Auf dem Etikett wird normalerweise der Ort genannt, aus dem der Wein stammt. Aus sofort abgepressten Pinot-Noir-Trauben entstehen auch Blanc de Noir und Œil de Perdrix.

Wo Wein erlebt werden kann

Die Rebgesellschaft Bielersee betreibt in Twann das Haus des Bielersee Weines. Es bietet Platz für bis zu 100 Personen und steht für Degustationen, Feiern, Seminare und andere Anlässe zur Verfügung. Ausserdem finden Weininteressierte hier die zentrale Informationsstelle für Bielersee Weine: Rebgesellschaft Bielersee / Informationsstelle für Bielersee Weine, Haus des Bielersee Weines, Moos 3, 2513 Twann, T 032 315 27 18 (Mo – Fr: 9:00 – 11:00 Uhr), www.bielerseeweine.ch

Die Chaîne Viniterra empfängt ihre Gäste im bald 100-jährigen Twanner «Pfropfhüsli» zum Aperitif in der hauseigenen Vinothek, wo in historischem Ambiente rund 250 Weine von 60 Bielersee-Winzern degustiert werden können. Vinothek Viniterra, Moos 4, 2513 Twann, T 032 315 77 47, M 079 659 13 04; www.viniterra-bielersee.ch. Geöffnet: Di – Fr: 17:00 – 22:00 Uhr, Sa / So: 14:00 – 20:00 Uhr oder auf Voranmeldung für Gruppen.

Diese Spezialität darf nicht fehlen: die Treberwurst und ihre Tradition

Die meisten Winzerfamilien am Bielersee verfügen über Degustationsräumlichkeiten und freuen sich auf Ihren Besuch. Zudem servieren viele Betriebe während der Monate Januar und Februar in ihren Carnotzets (rustikal eingerichtete Kellergewölbe) Treberwurst. 
Treber (oder Trester) nennt man die bei der Weinproduktion anfallenden Rückstände der ausgepressten Trauben. Nach dem Gären wird der Treber zu einem Weinbrand gebrannt, dem sogenannten Marc. Als die Bauern in den Fünfzigerjahren noch selber Marc brannten, hängten sie Schweinswürste über den Brennofen, um so ihr Mittagessen zu erwärmen. Durch das Garen im Dampf nahmen die Würste den typischen Marc-Geschmack an. Zu Beginn der Achtzigerjahre kam den Bauern die Idee, die Würste nicht mehr nur als ihr eigenes Vesper zu sehen, sondern sie auch der Öffentlichkeit anzubieten. Sie begannen damals, in ihren Carnozets und Weinkellern Gäste mit Treberwürsten und ihrem eigenen Wein zu bewirten. 

Heute, von Mitte Januar bis Mitte März, laden die Winzerfamilien ihre Gäste zum traditionsreichen Treberwurstessen in ihre Carnozets ein. Die Saucisson, die beim Destillieren von feinstem Marc im Brennkessel gegart wird, wird zusammen mit Kartoffelsalat, Kartoffelgratin oder ganz einfach mit einem herzhaften Stück Brot gereicht. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Auch wenn die Reben Winterschlaf halten, die Rebbauern der Bielersee-Region überraschen ihre Besucherinnen und Besucher selbst im tiefsten Winter mit warmer Atmosphäre.
 

>> Haben Sie schon einmal Treberwurst gegessen? 
>> Welches ist Ihr Favorit unter den Bielersee-Weinen? 

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