9 Januar 2024

Spielen im Alter: jetzt erst recht!

Karte Bild

Es gibt keinen Grund nicht zu spielen. Ausser der eigene Körper setze Grenzen. Im Gegenteil, einige Gründe sprechen dafür, das Spielen im Alter erst recht zu pflegen. 

Soziale Aspekte: Spielen verbindet

Spielen führt Menschen zusammen. Ob sie nun ein strategisch-taktisches Brettspiel vor sich haben, einen Jass klopfen oder bei «Scrabble» knifflige Wörter legen, ist egal. Spielerinnen und Spieler suchen bei ihrer Tätigkeit vor allem das Gemeinsame – die gemeinsame Herausforderung wie auch die gemeinsame Unterhaltung. Dieses soziale Potenzial, das in jedem Spiel steckt, ist umso bedeutender, als wir in einer immer älter werdenden Gesellschaft leben, in der das Problem der Vereinsamung immer grösser wird. Wertvoll ist schliesslich auch, dass Spielen Generationen miteinander verbindet, und zwar durch den sanften Zwang der Regeln. Wer an einem Spiel teilnimmt, muss sich an diese halten. Sie gelten für alle, unabhängig vom Alter, weil ohne Regeln kein Spiel möglich ist.

Emotionale Aspekte: Spielen stützt den Selbstwert 

Spielen hat sehr viel mit Emotionen zu tun. Wenn ich gewinne, löst das Freude aus. Über Niederlagen hingegen ärgere ich mich. Das tue ich auch, wenn ich eine raffinierte Zugmöglichkeit übersehen habe. Oder wie schön kann Schadenfreude sein. Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen. So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum äussern, zumal der durch die Spielregeln bestimmte Rahmen so etwas wie einen geschützten Raum bietet. Auf diese Weise steigert Spielen das Wohlbefinden der Menschen. Nicht nur das Wohlbefinden, sondern explizit auch das Selbstwertgefühl. Menschen, die in einem aktiven Berufs- oder Familienleben stehen, stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen. Von den Risiken, die diese bergen, spreche ich hier nicht, wohl aber von den Chancen, die sie bieten, von den unzähligen Möglichkeiten, uns zu beweisen und zu zeigen, wozu wir fähig sind. Älteren Menschen fehlen solche Möglichkeiten, «erfolgreich» zu sein. Sie sind immer weniger gefragt, was bei vielen am Selbstwertgefühl nagt. Vor diesem Hintergrund kommt dem Spielen im Alter eine enorme Bedeutung zu: Jedes Spiel bietet den Teilnehmenden kleinere oder grössere Erfolgserlebnisse, einen gelungenen Kontermatch etwa beim Jassen, eine Strasse beim Yatzee oder ein punkteträchtiges Wort beim Scrabble. Wo andere Möglichkeiten fehlen, sich zu bewähren, fördern gerade solche Erfolgs- und Glücksmomente, wie man sie beim Spielen erleben kann, das Gefühl, noch etwas wert zu sein.

Neurologische Aspekte: Spielen setzt Botenstoffe frei

Die Forschung hat unlängst nachgewiesen, dass Spielen die geistige Leistungsfähigkeit fördert, und zwar unabhängig davon, was gespielt wird. Spielen erhält das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter jung und leistungsfähig. Gemäss Hirnforscher Gerald Hüther werden beim Spielen im Mittelhirn Botenstoffe freigesetzt, «die wie Dünger wirken». Sie provozieren zum einen im Körper Gefühle von Freude und Begeisterung und fördern zum andern das Wachstum und den Ausbau der Nervennetzwerke. Hüther: «All das, was (beim Spielen) im Hirn daran beteiligt war und aktiviert worden ist, um ein Problem zu lösen oder eine neue Erkenntnis zu gewinnen, wird in Form entsprechend verstärkter Netzwerke fest und nachhaltig im Gehirn verankert.» Was einmal fest verankert ist, kann später wieder abgerufen werden. Man hat es ja beim Spielen gelernt.

Spielen gegen die Vereinsamung

Mit allen drei Aspekten setzt sich eine lesenswerte Bachelor-Arbeit unter dem Titel «Gesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit – wie Spielen Generationen verbindet» auseinander, die unlängst publiziert worden ist. Darin hat die Autorin Petra Fuchs zahlreiche vorhandene Studien zum sozialen, emotionalen und neurologischen Potenzial von Spielen ausgewertet sowie eine breit abgestützte Umfrage unter Fachleuten über den Einsatz von Spielen in der Sozialen Arbeit durchgeführt. Ihre Erkenntnis, dass das Gesellschaftsspiel «das ideale Medium» sei, um das Verständnis und den Austausch zwischen den Generationen zu fördern, bringt sie kurz und knapp auf den Punkt: «Spielen gegen Vereinsamung!». 

Die Veröffentlich dieses Artikels basiert mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung des Schweizerischen Verbandes für Spiel und Kommunikation. Zweitverwendung des Beitrages aus dem Magazin Spiel-Info 1-2019, Textautor: Synes Ernst.

Sind Sie interessiert mehr über das Spielen zu erfahren? Abonnieren Sie die Spiel-Info. Sie finden im Magazin eine bunte Palette an Themen für alle, die sich fürs Spiel in seiner ganzen Vielfalt interessieren. Das Heft wird vom Schweizerischen Dachverband für Spiel und Kommunikation herausgegeben, es erscheint 2mal pro Jahr und kostet 20.- CHF. Weitere Informationen: https://www.sdsk.ch/spielinfo-home/abonnemente/ 

Bleiben Sie mit uns verbunden

Lernen Sie uns kennen. Testen Sie die Plattform. Sie profitieren vom kompletten Zugang zu allen Blogbeiträgen, Veranstaltungen und Angeboten, die auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt sind.

Gratis registrieren

Newsletter. Bleiben Sie mit uns verbunden.