29 Dezember 2022

«Bore-out» – auch nach der Pensionierung möglich

Mann beim Gitarrespielen

Autor: Heinz Wyssling 

«Meine Arbeit und mein Leben sind stressig.» Diese Klage kennen wir alle. Wenn die Stressbelastung nicht abgebaut werden kann, kann sie sich zu einem Burn-out entwickeln. Das gegenteilige Leiden macht (noch) wenig von sich zu reden – das sogenannte Bore-out. 

Bore-out – krank werden vom Nichtstun 

Die Langeweile im Beruf wie auch im Privatleben kann ebenso krank machen wie eine stressbedingte Erschöpfung. Wer regelmässig zu wenig zu tun hat und/oder unterfordert ist, hat ein ernst zu nehmendes Problem. Morgens ein paar E-Mails verfassen und dann bis Feierabend die Minuten zählen? Das passt nicht in unsere Leistungsgesellschaft. Doch genau in diesem Dilemma – ich habe nichts zu tun, hoffentlich merkt es keiner – können sich bei Betroffenen die gleichen Symptomatiken zeigen, wie wir sie von einem Burn-out her kennen.

Die Unterforderung entsteht entweder durch eine geringe Menge an Arbeit oder dadurch, dass die Qualifikation des Beschäftigten höher ist, als es seine beruflichen Aufgaben erfordern, und er sich deshalb geistig unterfordert fühlt. 

Ein Boreout kann aber auch entstehen, wenn man etwa nach der Pensionierung gar nichts mehr zu tun hat und vor lauter Langeweile in eine Sinnkrise gerät.
Typische Symptome können Konzentrations- und Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Vergesslichkeit sein. Schreitet ein Bore-out fort, können Depressionen entstehen. Beruf- wie Privatleben werden negativ beeinflusst. Leistungsabfall und sozialer Rückzug können die Folgen sein. 

Bore-out nicht nur in der Arbeitswelt 

Bore-out wird zwar vor allem in der Arbeitswelt beobachtet, betrifft aber auch viele Seniorinnen und Senioren. Das Gefühl, gebraucht zu werden, bestimmt im dritten und vierten Lebensabschnitt oft die Lebensqualität. 

Unterforderung kann Seniorinnen und Senioren auch im hohen Alter treffen. Dann etwa, wenn plötzlich die Partnerin oder der Partner stirbt. Der Lebensmittelpunkt fällt weg und zurück bleibt eine Leere. Mit diesem Verlust verlieren die Tage auf einmal ihre gewohnte Struktur, ein Gefühl der Leere tritt an ihre Stelle. 

Ein Bore-out muss aber nicht erst im hohen Alter auftreten: Bereits die Zeit kurz nach Rentenbeginn ist häufig prekär. Während bei obigem Beispiel vor allem Frauen vom Bore-out betroffen sind, bereitet die Schwelle in die Pensionierung vor allem Männern Mühe. Ihr Leben ist oft sehr stark über ihre Arbeit definiert und gerade bei Workaholics, denen die Zeit für Hobbys und Freunde fehlte, kommt mit der Rente einiges zusammen. 

Vorausdenken und planen

Um ein Bore-out zu vermeiden, hilft eine vorausschauende Planung. Wie sollen die Tage als Rentnerin oder Rentner aussehen? Welchen Aktivitäten will ich nachgehen? Gibt es Bekannte, die ich sehr gerne mal wieder treffen möchte? Wie gestalte ich die plötzlich vorhandene neue Lebenszeit? Wie schaffe ich eine neue Tagesstruktur? 

4 Tipps, um strukturiert in Rente zu gehen

Um persönliche Krisen und einen Pensionierungsschock zu vermeiden, sollte jede Rentnerin, jeder Rentner mindestens ein Jahr vor der Pension mit folgenden Vorbereitungen starten:

  • Überlegen Sie sich, sich langsam aus der Arbeitswelt zurückzuziehen, um sich Schritt für Schritt mit der neuen Lebenszeit auseinanderzusetzen. 
  • Denken Sie öfter an Ihre neue Lebenszeit: Welche Wünsche haben Sie? Was würden Sie gerne unternehmen? Gibt es Ideen oder Projekte, die schon lange auf Sie warten, wegen Ihrer Arbeit aber bisher keinen Platz fanden? 
  • Pflegen Sie Ihre Interessen und Hobbys oder suchen Sie sich eine neue Beschäftigung. Wie wäre es mit der Seniorenuniversität? Oder wollten Sie schon lange anfangen, Klavier zu spielen? Möchten Sie sich mehr um Ihre Enkelkinder kümmern? Jetzt ist die Zeit dafür. Suchen Sie sich neue Aufgaben: Wie wäre es mit einem freiwilligen Engagement? Gibt es tolle Vereine in Ihrer Gegend? 
  • Auch wenn Sie jetzt mehr Lebenszeit haben, bedeutet dies nicht, dass Sie und Ihre Partnerin, Ihr Partner Tag und Nacht Zeit verbringen müssen. Lassen Sie sich Freiräume und unternehmen Sie auch einmal etwas alleine.  

>> Haben Sie weitere Tipps, die gegen Langeweile helfen? Wie haben Sie sich auf die Pensionierung vorbereitet! Wir freuen uns auf Ihre Kommentare! 

>> Kennen Sie die wertvollen Angebote des Vereins Silbernetz Schweiz? Die Initiative malreden gibt älteren Menschen die Möglichkeit, sich mit einem einfühlsamen Gegenüber unkompliziert auszutauschen.

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